Während es für das Segenswort des Benediktus-Kreuzes offensichtlich einen festen Gestaltungskanon gibt, weist die Bildseite bei verschiedenen Medaillen eine größere Variationsbreite in der Gestaltung auf.
Der Heilige Benedikt hält ein Kreuz in der rechten Hand und ein Buch - die Ordensregel - in der linken Armbeuge. Auf der Medaille ist auch der ausgeschriebene Text
CRUX S. P. BENEDICTI bzw.
CRUX S. PATRIS BENEDICTI.
Dieser ausgeschriebene Text weist die Rückseite der Medaille mit ihren Buchstabenkürzeln als die eigentliche Hausptseite aus. Dass diese Buchstabenseite die wichtigere ist, ist auch schon daran zu erkennen, dass es für sie einen festen Gestaltungskanon gibt.
Die jüngere, runde Medaille, die heute fast allgemein übliche ist, wird als Jubiläums-Medaille bezeichnet. Sie ist 1880 anläßlich des 1400. Geburtstags des heiligen Benedikt erstmals geprägt worden.
Die bildnerische Gestaltung ist im strengen Stil der sog. Beuroner Kunst gehalten, die stark vom hieratischen Stil der altägyptischen Kunst geprägt war. So ist ein Medaillenbild entstanden, das uns in seiner steifen Statik vielleicht fremd anmutet, aber in derselben Charakterisierung könnte man ihm auch einen zeitlosen Charme zusprechen. Das Zusammenspiel von streng abgezirkelten Kreisen und Linien und vollkommener Symmetrie bestimmen den Eindruck.
Der Heilige steht vor einem thronähnlichen Hintergrund dem Betrachter frontal gegenüber. Die fein schraffierte Umgebung dieses "Throns" läßt an ein Halbdunkel denken und suggeriert - zusammen mit dem "Thron" - einen Raum im Inneren eines Klosters, etwa den Kapitelsaal.
Das Haupt des Heiligen ist mit der Kapuze des Habits bedeckt. Eine Mitra entdecken wir auf der Medaille nicht. Benedikt ist ganz Mönch, - nicht Prälat.
Der Heiligenschein ist zu einer Strahlensonne ausgestaltet, möglicherweise eine bewußte Anspielung auf Jesus Christus, der als "Sonne der Gerechtigkeit", der Heiligende "hinter" den Heiligen ist. Der Sonnen-Nimbus ist auf der Medaille gleichzeitig auch ein integrierendes Element des "Thrones", vor dem Benedikt steht.
Wie auf der älteren Medaille trägt Benedikt Kreuz und Regelbuch. Doch anders als bei jener ist hier nicht das Kreuz "einseitig" hervorgehoben und die Regel als zugeschlagenes Buch in den gedanklichen Hintergrund gedrängt. Kreuz und Regelbuch werden auf der Medaille in gleicher Höhe dem Betrachter entgegengehalten. Die Regel ist aufgeschlagen und somit ein "sprechendes" Zeichen.
Während der Benedikt der älteren Medaillen ganz gegen den Bösen ausgerichtet ist, ist der Benedikt der jüngeren Medaille mehr Lehrer seiner Jünger - und des Betrachters der Medaille -, der nicht einfach eine Segensformel empfiehlt, sondern zu einer Lebensform führen will, die Jesus Christus in die Mitte stellt unter gleichzeitiger klarer Absage an den Bösen.